Vanessa Licht

Rasende Reporterin

Roman Weber: „Wir halten durch“

Die aktuelle Situation zwingt Kunst und Kultur in die Knie. Um der Szene eine Plattform zu geben, bittet die rasende Reporterin Vanessa Licht DJs, Clubchefs und viele weitere zum Interview unter dem Motto „Wir halten durch“. Heute kommt Roman Weber zu Wort.

Roman Weber blickt auf über 15 Jahre in der Musikgeschichte zurück und weiß, wie die Szene tickt und was ein unvergessliches Event ausmacht. Sowohl hinter den Decks als auch organisatorisch zeigt er, dass er Experte in dem Business ist.

(c) Roman Weber

Wie frustrierend ist die aktuelle Situation?
Wenn man Jahre lang es gewöhnt ist, unterwegs zu sein, in Clubs oder auf Festivals zu spielen, oder selbst Veranstaltungen zu organisieren – dann ist dies doch schon frustrierend, es jetzt im Moment nicht tun zu können. Oder man kann auch sagen: Es nicht zu dürfen.

Das Thema des Interviews lautet „Wir halten durch“ – WIE hältst du durch?
Es ist, wie es ist. Eine Pandemie ist nun mal ein Sch****. Ich will mir aber nicht jeden Tag den Kopf zerbrechen müssen, wie man das am besten durchhalten könnte. Ich wohne am Land, das ist in der Pandemiezeit ein gewaltiger Vorteil. Ich gehe raus, bin im Grünen, habe Ruhe, keine Hektik oder gar nervende Verschwörungstheoretiker, die auf der Straße herumschreien.

Rechnest du damit, eines Tages wieder aufzulegen oder müssen die Fans bangen, dass du deine Karriere an den Nagel hängst?
Ich liebe und lebe dafür. Das Gefühl, zig tausend Watt und damit einen ganzen Dancefloor mit zwei Händen zu kontrollieren – mit dem Feedback, das dann entgegenkommt – das will man nicht missen.

Wie hältst du dich aktuell über Wasser?
Ich war immer schon voll berufstätig. Das bringt in vielen Bereichen viel Stress mit sich, entlastet in der derzeitigen Situation aber. Ich habe meine tägliche Routine und kann dem Lockdown damit etwas entschwinden.

Wie lange ist die aktuelle Situation für dich noch tragbar?
Ich habe immer wieder die Hoffnung, dass es rasch endet. Aber ich bin doch auch soviel Realist, dass dies vermutlich doch länger dauert, als uns allen lieb ist. Mir geht’s auf die Eier, aber es nutzt eben nichts. Man muss hier Solidarität walten lassen. Alleingänge sind fehl am Platz.

Wie schlimm sieht es finanziell aus?
In meinem Event- und DJ-Part ist seit März 2020 alles still und dunkel. 100% Ausfall. Gebuchte Shows wurden verschoben oder abgesagt. Und dadurch, dass ich noch einen Job habe, fiel ich bislang durch jeden Raster, auch nur ansatzweise eine Form von Unterstützung zu bekommen. 0€. Nichts. Nicht mal die Förderung für Homeoffice wurde mir genehmigt.

Könntest du dir vorstellen, in der jetzigen Situation eine Lösung zu finden, wie du unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen auflegen könntest?
Ich habe auf zwei Events unter massiven Sicherheitsvorkehrungen gespielt. Es war irgendwie ein komisches Gefühl. Irgendwie ist es auch nur eine Überbrückungslösung. Es wird wohl drauf hinauslaufen, dass nur eine Impfung bzw. völlig neue Teststrategie eine Lösung für dieses Problem sein wird. Schnelltests, die jeder durchführen kann. Es gibt Ideen von der Eventindustrie mit diversen Apps, eine im Hintergrund laufende Aktivität (sei es mit Impfung, Tests oder whatever) mittels QR Code nachzuweisen. Das würde dann am Eingang gecheckt werden. Hierbei muss man aber sicherlich alle Eventualitäten in Betracht ziehen, dass es zu keinem Missbrauch kommen kann. Wenn man jetzt im Internet sieht, dass man sich schon quasi „falsche Hände“ bestellen kann, damit die Impfung da rein geht…naja. 🙂

Trittst du bei online Stream-Events auf oder bist schon aufgetreten? Wie empfindest du solche Events?
Am Beginn der Pandemie sind die Streams ja quasi explodiert. Den tausendsten Stream aus dem unaufgeräumten Wohnzimmer, Keller, oder gar in der Küche – den wollt ich mir nicht geben. Also hab ich gesagt, wenn ich streame, dann so, dass es knallt. Ich hatte ja schon vor Jahren solche Ideen, sind aber immer aufgrund von Zeitmangel nach hinten verlegt worden. Jetzt musste ich ja quasi mal 🙂 Und so habe ich mit meinem Team eben Orte gesucht, wo es nicht alltäglich ist, Musik zu erleben. Begonnen hat das auf der Sommeralm beim Windrad, auf 1200m Seehöhe, Anfang April. Arschkalt war es, aber ich war der erste DJ, der in dieser Form sowas gemacht hat. Es war ein riesen Aufwand, aber wir hatten unseren Spaß daran. Und dann nahm das Projekt seinen weiteren Verlauf. Gedacht war das während der Pandemie oder eben zu der Zeit, in der die Clubs zu sind – da haben wir die Zeit dafür. In weiterer Folge habe ich immer ausgefallenere Orte gesucht, die teilweise sowohl von der Genehmigung her, als auch von der logistischen Seite eine riesen Herausforderung waren.

So kamen in weitere Folge die Riegersburg hinzu, dann die Lurgrotte in Semriach (eine gewaltige Sache, die uns physisch ans Limit gebracht hat) und das bis dato größte Projekt auf Europas höchster Staumauer, die Kölnbreinsperre im Maltatal in Kärnten. Die Bilder, die wir als Team geschaffen haben, sind wirklich atemberaubend und für mich auch eine Sache für die Ewigkeit.

Produzierst du selbst Songs, um in dieser Zeit aktiv zu bleiben?
Ja, wobei man sagen muss, die kreative Phase in dieser Zeit ist nicht ganz so einfach. Es gibt Tage, da geht absolut gar nichts. Da hat man keinen Bock oder es gelingt einem absolut nichts. Oder man denkt sich, es geht – und zwei Tage später löscht man alles wieder, weil es einem nicht gefällt.

Wenn du nächstes Wochenende wieder auflegen dürftest, wo würde man dich finden?
Das ist schwer zu sagen, Wünsche gibt es viele. Der größte Wunsch wäre aber, vor Publikum und so wie früher aufzutreten. Schulter an Schulter….und laut!

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?
Dass sich diese gespaltene Gesellschaft wieder vereint und versucht, gemeinsam diese Krise zu überstehen.

Möchtest du deinen Fans noch etwas sagen?
Jeder kann seinen Lieblings-Künstlern in dieser Zeit eine Unterstützung zukommen lassen. Damit meine ich kein Geld. Teilt die Projekte eurer Local Artists, supportet sie mit einem Like oder Kommentar, werdet Teil des Ganzen. Sowas hilft ungemein.

Unterstützen wir die Szene! Zu den Kanälen von Roman Weber geht es hier:

Zu den sehenswerten Clips seiner Streams geht es hier:

Lurgrotte „The Glow of the Cave“

Stausee Kölnbreinsperre „Hold me to the Light“

Riegersburg „Fairytale of the Knights“

Sommeralm „From Daylight into Darkness“

Jänner 2021, Vanessa Licht

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