Vanessa Licht

Rasende Reporterin

Elian Dust: „Wir halten durch“

Die aktuelle Situation zwingt Kunst und Kultur in die Knie. Um der Szene eine Plattform zu geben, bittet die rasende Reporterin Vanessa Licht DJs, Clubchefs und viele weitere zum Interview unter dem Motto „Wir halten durch“. Heute kommt Elian Dust zu Wort.

Elian Dust legt regelmäßig am beliebten Vienna City Beach Club auf und sorgt auch auf Spotify und Co. für coole Sounds. Aufgrund seiner zahlreichen, weltweiten Auftritte als DJ weiß er genau, wie man Stimmung macht.

(c) Elian Dust

Wie frustrierend ist die aktuelle Situation?
Um ehrlich zu sein, ist die aktuelle Situation ziemlich frustrierend. Allerdings sitzen wir alle im selben Boot. Das Thema ist natürlich sehr komplex und nicht so einfach. Aber: um noch einmal auf die Frage zurückzukommen – JA, es ist sehr frustrierend..

Das Thema des Interviews lautet „Wir halten durch“ – WIE hältst du durch
Ich bin in der glücklichen Lage, seit einiger Zeit nicht mehr vom „DJing“ alleine leben zu müssen. Seit einigen Jahren arbeite ich als Grafikdesigner und betreue marketingtechnisch auch die ein oder andere Firma abseits der Eventbranche. Seit 30. November lebe ich in einem „3 Mäderl Haus“ das ist ziemlich aufregend. Ich denke, nur so halte ich derzeit durch. 

Rechnest du damit, eines Tages wieder aufzulegen oder müssen die Fans bangen, dass du deine Karriere an den Nagel hängst?
Manche würden sich vielleicht sogar freuen *lacht*. Spaß beiseite. Es war für mich immer wichtig, mich den Leuten, den Veranstaltern nicht aufdrängen zu müssen. Musik ist mein Leben und wird es auch immer bleiben. Hier passt wiederum die Antwort auf die Frage, wie ich durchhalte: natürlich auch mit Musik und mit der Aussicht auf Normalität, es gibt nichts Schöneres, als in die Gesichter von glücklichen tanzenden „Fans“ blicken zu dürfen. Das werde ich nicht aufgeben.

Wie hältst du dich aktuell über Wasser?
Schwierige Frage. Finanziell habe ich Gott sei Dank ein paar Reserven. Die sind aber natürlich wie bei vielen anderen auch für „später“ angedacht gewesen. Glücklicherweise hat alles zu, somit kann man relativ wenig Geld ausgeben. Ich bin nicht so der klassische „Online-Shopper“ HAHAHA. 

Wie lange ist die aktuelle Situation für dich noch tragbar?
Im Allgemeinen finde ich die Situation jetzt generell nicht so schlimm. Wir halten uns ein wenig auf Abstand. Ich versuche, Zeit zu Hause zu verbringen, jetzt in der kalten Jahreszeit sicherlich auch noch einfacher als im Sommer. Aber es geht schon sehr auf die Substanz, psychisch gesehen ist man teilweise am Limit. Ich denke aber, hier geht es vielen so. ob Single oder Familie mit Kindern. Es ist einfach eine Ausnahmesituation. 

Könntest du dir vorstellen, in der jetzigen Situation eine Lösung zu finden, wie du unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen auflegen könntest?
Zu diesem Thema haben schon einige kluge Menschen ganz tolle Lösungsvorschläge präsentiert, die allesamt – soweit ich weiß – von der Regierung abgelehnt beziehungsweise nicht umgesetzt wurden, Das ist ein wunder Punkt, denn ich verstehe nicht ganz, wie man diverse Einrichtungen geöffnet lassen kann – zum Beispiel öffentliche Verkehrsmittel, wo sich täglich tausende von Menschen versammeln, um natürlich in erster Linie zur Arbeit zu fahren, keine Frage. Aber dann Veranstalter keinen Club für 200 Gäste aufsperren zu lassen, in dem man Contact-Tracing einplant sowie strengste Hygienemaßnahmen sicherstellt? Es ist mir einfach ein Rätsel, hier wird mit zweierlei Maß gemessen, wie ich finde.

Trittst du bei online Stream-Events auf oder bist schon aufgetreten? Wie empfindest du solche Events?
Ich halte prinzipiell nicht viel von online Streams, sofern sie nicht wirklich perfekt umgesetzt sind. Ich habe keine Zahlen, aber ich denke, es ist ziemlich schwer, hier eine akzeptable Reichweite zu erzielen, die dann auch den Aufwand (nicht monetarisiert) in irgendeiner Weise rechtfertigt. Außerdem ist es als Künstler eine eigene Sache, ohne Publikum für Stimmung für sich selbst und natürlich für die Fans vor den Bildschirmen zu sorgen. 

Produzierst du selbst Songs, um in dieser Zeit aktiv zu bleiben?
Natürlich produziere ich auch in dieser Zeit, allerdings ist die Motivation um ehrlich zu sein schon sehr sehr gering. Die Nachfrage ist ja nicht wirklich da – die Songs können auch nicht auf Events vor Publikum von anderen DJs gespielt werden. Das ganze Umfeld hat sich verändert, die Labels wollen jetzt aktuell mehr radiotaugliche Tracks. Aber keine Angst, einiges ist schon in Planung – ab Februar geht es wieder los mit den Releases – unter anderem auf Saved, dem Label von Nic Fanciulli, aber auch für Toolroom Records ist das geplant. 

Wenn du nächstes Wochenende wieder auflegen dürftest, wo würde man dich finden?
Nächstes Wochenende? Da wäre ich wohl dann schon am Weg zu meiner Winterresidenz – auf die Forsthof Alm nach Leogang. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. 

Was sind deine Hoffnungen für die Zukunft?
Meine größte Hoffnung für die Zukunft ist, dass wir alle unser Leben wieder etwas mehr zu schätzen wissen, dass die Leute irgendwann wieder auf Partys gehen können und es nicht für selbstverständlich hinnehmen. dass wir gut durch diese Krise kommen und bald wieder ein normales Leben leben können. 

Möchtest du deinen Fans noch etwas sagen?
Der übliche abgedroschene Satz in heutigen Zeiten „Haltet durch, bleibt gesund und positiv. Wir sehen uns wieder … am Dancefloor“

Unterstützen wir die Szene! Zu den Kanälen von Elian Dust geht es hier:

Jänner 2021, Vanessa Licht

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