Bettel-Alm: „Wir halten durch“
Die aktuelle Situation zwingt Kunst und Kultur in die Knie. Um der Szene eine Plattform zu geben, bittet die rasende Reporterin Vanessa Licht DJs, Clubchefs und viele weitere zum Interview unter dem Motto „Wir halten durch“. Heute kommen die Betreiber der Bettel-Alm in der Johannesgasse zu Wort.
In der Bettel-Alm in der Johannesgasse wurden schon unzählige Nächte gefeiert. Immer gut besucht ist die Location einer der Hotspots der Wiener Innenstadt. Hoffen wir, dass dort bald wieder das ein oder andere Bier genossen werden kann!
Wie frustrierend ist die aktuelle Situation?
Natürlich sehr – wir haben unsere Bettel-Alm bald ein Jahr geschlossen! Es ist zermürbend, nicht arbeiten zu dürfen – wir Gastroleute sind ja sehr soziale Pflänzchen. Besonders für unsere Mitarbeiter, für die ein nicht unwesentlicher Teil des Einkommens aus Trinkgeld besteht, ist die Situation furchtbar!
Das Thema des Interviews lautet „Wir halten durch“ – WIE haltet ihr denn durch?
Wir bewahren das Bier in unseren Lagern vor dem Verderb und sind hoch motivierte Homeschooling-Eltern.
Spaß beiseite: Wir haben bis in die hintersten Winkerl ausgemistet, mutieren zu Handwerkern und bezwingen den Berg an To Do’s und kleinen Reparaturen. Überall stehen Farbkübel und man werkelt vor sich hin. Wir haben alle unsere Betriebe digitalisiert und widmen uns Themen, die wir schon lange angehen wollten für die Zeit nach Corona.
Rechnet ihr damit, eines Tages wieder zu öffnen? Müssen die Stammgäste um die Schließung ihres Lieblingslokals bangen?
Ja natürlich sperren wir am ?.?.2021 wieder auf! Ich bin ja wirklich auf einer Alm groß geworden – da hält man schon ein paar Stürme aus! Wir freuen uns auf unsere Gäste! Wenn die Hände wieder in der Höhe sind! Alle werden einen Durst haben und der Singlemarkt rotiert – das geb‘ ich dir schriftlich!
Wie lange ist die aktuelle Situation für euch noch tragbar?
Wir haben freilich auch diese Tage, an denen uns der Status Quo sehr ans Gemüt geht. Aber Jammern macht die Situation nicht besser! Diese Pandemie wird vergehen.
Wie schlimm sieht es finanziell aus?
Auch wir haben sehr zu kämpfen. Gottseidank gibt es Hilfen – aber das Konstrukt ist sehr kompliziert. Man muss sich intensiv damit auseinandersetzen. Das ist halt jetzt unsere Arbeit! Rücklagen, die für Investitionen und dringend notwendige Erneuerungen gedacht waren, sind natürlich aufgebraucht und in weite Ferne gerückt. Unsere Gäste werden hoffentlich verzeihen, solange die Musi spielt, das Bier kalt und das Service herzlich ist!
Könntet ihr euch vorstellen, in der jetzigen Situation eine Lösung zu finden, wie ihr unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen öffnen könntet?
Wir hatten für eine Öffnung im Herbst ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Sicherheitskonzept und nehmen diese Pandemie sehr ernst. Es hat sich so viel getan in dieser Thematik, die ja die ganze Welt betrifft – da gibt es gute Ansätze und durchaus wären wir schnell startklar! Kleine Unternehmen wie wir haben sehr schnellen, effizienten Entscheidungsraum! Hilfreich ist auch der intensive, produktive Austausch mit Kollegen im Rahmen des VÖNG (Verband Österreichischer Nachtgastronomen).
Wie bleibt ihr mit euren Stammgästen aktuell in Kontakt?
Aktuell nur über Facebook und Instagram – das aber konsequent und hier spürt man die Sehnsucht der Gäste! Halt – nein: Unlängst haben wir eine rührende Postkarte von einem Gast bekommen, der sich so nach der Eröffnung sehnt und uns Mut gemacht hat!
Wenn ihr nächstes Wochenende wieder öffnen dürftet, was würdet ihr planen?
Eine Party, die in die Geschichte eingeht! Natürlich machen wir unsere Hausaufgaben…..
Was sind eure Hoffnungen für die Zukunft?
Wir hoffen, dass dieses merkwürdige Jahr die Menschen wieder daran erinnert hat, wie wichtig soziale Kontakte sind. Wie wertvoll „analog“ sein kann. Wie viel höher das Herz schlägt, wenn sich Blicke treffen und man angesprochen – nicht angetindert wird!
Möchtet ihr euren Stammgästen noch etwas sagen?
Wenn Ihr traurig seid und Eure Freiheit vermisst, dann trinkt ein schönes Glas, dreht Euer „Good Vibes Lieblingslied“ (es darf peinlich sein) bis zum Anschlag auf. Tanzt und singt falsch, laut und mit Begeisterung!!! Und vergesst Eure Bettel-Alm nicht!
Unterstützen wir die Szene! Zu den Kanälen von Martin Van Lectro geht’s hier:
Februar 2021, Vanessa Licht