Neubau: „Brauchen Airbnb-Verbot in Wohnzonen“
Bezirksinfo: Die Zahl der auf Airbnb vermieteten Wohnungen in Neubau hat sich in den vergangenen 10 Jahren verzehnfacht. Bezirksvorsteher Markus Reiter und Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Isabelle Uhl wollen nun ein komplettes Verbot der gewerbsmäßigen Kurzzeitvermietungen in Wohnvierteln.

Rollkoffer, die lautstark über Kopfsteinpflaster gezogen werden; der Pizzabote, der spät Sturm läutet; dröhnende Musik bis in die Nacht: Das kennen wohl viele Neubauer*innen. Nämlich unter Umständen vor allem dann, wenn in ihrem Haus Wohnungen auf Airbnb vermietet werden.
„Tourist*innen lieber unser Grätzl, weil es eben nicht so ist wie die Innere Stadt, Prater und Schönbrunn. Das freut uns auch und wir sind stolz auf diese Lebensqualität hier“, so Bezirksvorsteher Markus Reiter. Neubau verzeichnet mehr als eine Million Nächtigungen. Nach der Inneren Stadt ist Neubau am meisten vom Tourismus betroffen.
„Es besteht jedoch die berechtigte Gefahr, dass sich der Bezirk in Richtung Overtourism entwickelt“, warnt Reiter. Rund 4,2 Prozent aller Wohnungen in Neubau sind auf Airbnb gelistet. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl sogar verzehnfacht – von 70 Objekten im Jahr 2014 auf 720 Objekte im Jahr 2024.
„Umgerechnet bedeutet das, dass Wohnraum für rund 1.500 Menschen im Bezirk fehlt. Das ist vier Mal so viel wie wir am neuen Sophienspital schaffen“, sagt Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Isabelle Uhl.
Laut Wiener Bauordnung könnten es noch mehr Airbnb-Wohnungen werden: Bis zu 20 Prozent der Fläche eines Wohnhauses dürfen in der Wohnzone als Ausnahme gewerblich genutzt und vermietet werden. Das ergibt ein Potential von rund 3.000 Wohnungen, die gesetzlich legal zu Airbnb-Wohnungen umgewidmet werden könnten. „Das halte ich für eine große Gefahr für Neubau“, sagt Reiter.
Kontrollen greifen nicht
Fakt ist: Durch kommerzielle Kurzzeitvermietungen wird den Menschen im 7. Bezirk wichtiger leistbarer Wohnraum entzogen. Gibt es weniger verfügbare Wohnungen, steigen die Preise. Zwar gelten seit Juli 2024 in Wien schärfere Airbnb-Regeln: Wohnraum für Tourist*innen darf maximal 90 Tage im Jahr angeboten werden. Wer länger vermieten und die Wohnung gewerblich nutzen
möchte, muss dies bei der MA 37 (Baupolizei) beantragen. „Die aktuellen Maßnahmen und Kontrollen greifen aber zu wenig“, kritisiert das Duo.
Von 2018 bis 2023 wuchs der weltweite Airbnb-Umsatz von 3,7 Mrd. auf 9,9 Mrd. Dollar – ein Plus von 172 Prozent!
„Hier muss das Rathaus vermehrt in die Pflicht genommen werden. Neubau darf nicht wie Barcelona, Florenz oder Venedig zu einem weiteren europäischen Airbnb-Hotspot werden“, appellieren Reiter und Uhl. Venedig geht unter seinen Airbnb-Nutzer*innen beinahe zugrunde: Einheimische können sich durch die steigenden Preise eine Wohnung in der italienischen Lagunenstadt kaum mehr leisten. Auf die 49.000 verbliebenen Venezianer*innen fallen alleine 22.000 Ferienwohnungen, viele davon sind auf Airbnb gelistet.
Betroffenen Bewohner*innen können sich bei Problemen rund um das Thema an projekte@bv07.wien.gv.at wenden
März 2025