Der 14. Wiener Kunstsupermarkt: Noch bis Jänner
Am 19. Oktober startete der Wiener Kunstsupermarkt in der Wiener Mariahilfer Straße in die 14. Saison. Mehr als 5.500 Originalkunstwerke stehen nun bis 30. Jänner 2021 zu Preisen ab 69 Euro zum Kauf bereit.
Die Gestaltung der eigenen vier Wände hat in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert eingenommen. Kunstliebhaber haben in den kommenden Wochen mit dem Kunstsupermarkt ideale Bedingungen, um ein neues Lieblingsstück für „ein schönes Zuhause“ zu erstehen. Neue Arbeiten beliebter „Supermarkt“-Künstlerinnen und -Künstler sowie Werke von Neuzugängen wie Jamie Niederer, Michaela Grass, Anton Schmid, Rudolf Schneider-Manns Au oder Dante Galic lassen auch im Jahr 2020 auf ein reges Interesse der Kunstliebhaber hoffen. In Zeiten der Pandemie steigt das Bedürfnis nach einem schön gestalteten Heim in Verbindung mit bleibenden Werten, wobei echte Kunst fernöstlicher Massenware den Rang abläuft.
„Die Menschen mussten sich in den vergangenen Monaten zurückziehen und haben viel Zeit zu Hause verbracht. Das Wohlbefinden im unmittelbaren Lebensumfeld ist so noch mehr in den Fokus gerückt“, kommentiert Organisator Peter Doujak aktuelle Entwicklungen. „Viele haben begonnen, ihre Wohnungen um- und auszuräumen, neu zu gestalten und zu verschönern. Baumärkte erlebten einen Boom.“ Auswirkungen hatte das auch auf den Design- und Kunstmarkt: Während Geschäfte und Galerien geschlossen hatten, sind die Zahlen in den Webshops – auch beim Kunstsupermarkt – in die Höhe gegangen. „Das Interesse an Kunst ist noch mal gestiegen, die Gestaltung der eigenen vier Wände ist Ausdruck einer Rückbesinnung auf innere Werte. Und für manche ist der Kauf von Kunst auch ein wichtiges Investment.“ „Wir machen´s uns schön zuhause“ „Die Art und Weise, wie wir unsere Häuser formen, dekorieren und einrichten, ist plötzlich wichtiger denn je“, kommentiert Zukunftsforscherin Oona Horx-Strathern (www.zukunftsinstitut.de) Verhaltenstrends im Rahmen der Pandemie.
Neue Werke, neue Künstlerinnen und Künstler
Trotz teils prekärer Lage und großer Herausforderungen war der Lockdown für viele Kunstschaffende auch eine Zeit der Kreativität. „Künstler haben mir berichtet, dass sie der Zeit auch was Positives abgewinnen konnten und mehr Ruhe zum Arbeiten fanden. Es gab weniger Ablenkungen“, so Doujak. Neben einigen Neuzugängen sind dieses Jahr wieder beliebte Kunstschaffende wie Golif, Klaus Hollauf, Sigrid Palmer oder Multimoni mit dabei. Dekorative, gefällige Kunst ist genauso zu haben, wie Werke, die sich kritisch mit Gesellschaft und diversen Entwicklungen auseinandersetzen. Neu im Portfolio ist Rudolf Schneider-Manns Au (Jahrgang 1935), Architekt und Bühnenbildner, Absolvent der Akademie der Bildenden Künste, der lange Jahre für renommierte Häuser wie Burgtheater, Volkstheater, Theater an der Josefstadt und den ORF tätig war. In seinen abstrakten Werken spiegelt sich unter anderem seine Beschäftigung mit Architektur, unterschiedlichen Oberflächen und Räumen wider. Zu den Neuzugängen zählt auch die Grafikdesignerin Jamie Niederer (1987 geb.), die in Innsbruck lebt und arbeitet. Ihre Werke (Aquarell und Tusche) zeigen vielfach Dragqueens und Travestiekünstler.
„Was ich mit meiner Kunst ausdrücken möchte, ist, dass Geschlechterrollen ein gesellschaftliches Konstrukt sind. Das wichtigste sollte sein, wie sich jemand selbst identifiziert. Daher sind meine Figuren einfach nur Menschen. Auch wenn jemand extrem ‚weiblich‘ aussieht, ist das kein Indiz darauf, dass ich auch wirklich eine ‚Cis-Frau‘ gemalt habe. Die knalligen Farben sind inspiriert von Drag Queens. Das Zusammenlaufen der Farben ist ein Symbol für das Verlaufen und die Ambivalenz der Geschlechtergrenzen“.
Jamie Niederer
Michaela Grass aus Wien, Absolventin der Akademie der Bildenden Kunst in Wien und Textildesignerin (University of Derby), präsentiert sich im Kunstsupermarkt mit abstrakten Bildern, bei denen sie mit den verschiedenen Arten der Farbe Blau und textiler Materialität spielt. „Die Struktur entsteht allein durch Papier, Acrylfarbe und Spachtel. Die Handbewegung ist dynamisch, nicht geplant“, wie Grass erklärt. „Ich bin ein großer Fan von der Farbe Blau – sie hat auch die Bedeutung von Treue und Unendlichkeit. Ich habe auch mit anderen Farben experimentiert, aber Blau hat eine andere Kraft.“ Ekaterina Kormilitsyna (geb. 1994), Absolventin der Akademie für bildende Kunst in Wien und Bachelor für „Film Studies“ (London), war bereits im letzten Jahr dabei, präsentiert aber diesmal reduzierte Tuschzeichnungen, die an digitale Popkultur in der japanischen Gesellschaft erinnern.
Erstmals sind auch Werke von Dante Galic erhältlich. Der Künstler wurde in Bosnien geboren, lebt in Berlin und ist besonders im skandinavischen Raum erfolgreich. Als kritischer Geist zeigt er antiklerikale, ironische und sexuell beladene Motive in Öl auf Leinwand. Eine Neuvorstellung ist zudem Anton Schmid aus Wien, der übermalte historische Aktfotos sowie Werke des abstrakten Expressionismus geschaffen hat. Kunstsupermarkt ohne Vernissage und mit der Empfehlung, unter der Woche zu kommen Der Kunstsupermarkt ist einer der größten Events für zeitgenössische Kunst in Österreich. Die Präsentation erfolgt in einer flächendeckenden Schau an den Wänden sowie in überschaubaren Künstlerkisten.
In diesem Jahr sind einige Corona-Sicherheitsmaßnahmen zu beachten: Zum einen ist für den Besuch das Tragen eines Mundnasenschutzes vorgeschrieben, zum anderen stehen Desinfektionsmittel am Eingang zur Verfügung. Da erfahrungsgemäß Freitag, Samstag und Montag die besucherstärksten Tage sind, ist empfehlenswert, den Besuch auch auf die anderen Wochentage zu legen. Die alljährliche Vernissage findet 2020 nicht statt.
Kunstsupermarkt – Das Original in Österreich 14. Wiener Kunstsupermarkt vom 19. Oktober 2020 bis 30. Jänner 2021
Wo: Mariahilfer Straße 103, 1060 Wien, auf Höhe der U3 Station Zieglergasse
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 11:00 bis 19:00 Uhr, Samstag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Oktober 2020, Vanessa Licht