5 vor 12: „Die Branche steht am Rande des Abgrunds“
Fehlende Planungssicherheit, keine Unterstützung seitens der Interessensvertreter, fehlende Konzepte seitens der Regierung und ein finanzieller Abgrund: Heute, am 8. Februar, geht die Protest-Aktion der Gastronomie in die zweite Runde. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass ein großes Gastro-Sterben bevorsteht, wenn nicht bald etwas passiert. Wie ernst die Situation ist, wurde in der Pressekonferenz vorab nochmals dargelegt.
Initiatorin Alexandra Psichos verschaffte in der letzten Pressekonferenz am 8. Februar den Gastronomen Gehör. „Wir sind enttäuscht und wir brauchen eine Perspektive, jetzt hat man die Gastro auf Anfang März vertröstet, obwohl von allen Seiten schon von Ostern gesprochen wird“, äußert sie sich. Bereits bei der letzten Protest-Aktion, bei der neben 160 Betrieben auch das STUWER in der Leopoldstadt teilnahm, wurde betont, dass jegliche Planungssicherheit für die Gastronomen fehlt.
10-15.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
„Es gibt keine Konzepte für uns von der Regierung, obwohl es in der Gastronomie keine Cluster gab – nicht einmal zwei Prozent der Ansteckungen sind in der Gastronomie passiert“, erklärt Psichos. Wie bekannt ist, werden regelmäßig illegale Homepartys veranstaltet. Man spürt, dass es den Menschen reicht, die Moral der Maßnahmen-Einhaltung immens sinkt und sie sich danach sehen, sich zu treffen. Psichos sieht in der Gastro-Öffnung ein Entgegenwirken der unkontrollierten Treffen: „In Lokalen wären Treffen reglementiert und sicher!“ Bereits das siebte Mal wird die Gastronomie vertröstet – mit dem Argument, dass die Zahlen noch immer zu hoch sind. Doch was passiert, wenn die Zahlen wieder steigen? Vierter Lockdown? Wenn nicht bald eine Aussicht auf Besserung besteht, steht ein Drittel der Betriebe in Wien vor dem Aus. Das sind 3.000 Betriebe und 10-15.000 Mitarbeiter.
„Wir wollen aufsperren und beweisen, dass unsere Lokale keine Ansteckungsgefahr darstellen!“
Alexandra Psichos
„Wenn die Zahlen wieder steigen, sind wieder wir die Leidtragenden! Es ist nicht zu verstehen, wieso die körpernahen Dienstleister aufsperren dürfen und wir nicht – unsere Kellner sind nur kurz beim Tisch, Friseure sind längere Zeit in Kontakt mit den Kunden! Es ist nicht zu verstehen, wieso Skigebiete offen haben dürfen und wir nicht zumindest die Gastgärten servicieren dürfen! Wir fordern eine Öffnung!„, spricht Psichos im Namen der Gastronomen.
„Sollten wir nicht bald gehört werden, werden wir noch lauter!„
Seitens der Interessensvertretung bei der WKO scheint die Unterstützung auszubleiben. „Wir verstehen nicht, dass unsere Interessensvertreter sich nicht stärker für uns einsetzen! Wir haben Vertreter eingeladen, doch diese meinen, es ist Zeit, der Regierung den Rücken zu stärken! Was haben die Vertreter in der WKO für uns dann noch für einen Sinn? Sind ein paar hundert Unternehmen nicht relevant?“, deckt Psichos auf. Nach wie vor müssen viele Betriebe bis zu zwei Monate auf ihre Entschädigungen warten und alles vorfinanzieren. Auch das Thema Mieten ist bisher ungeklärt und viele mussten bereits Kredite aufnehmen. Seit Jahresbeginn gibt es aber bei den Banken nun auch eine Sperre auf Kredite für die Gastronomie. Wer jetzt einen Überbrückungskredit braucht, bekommt keinen.
„Es gab 240 Pressekonferenzen der Regierung im letzten Jahr! Die ganze Situation geht ma am Ziguri“
Reinhard Nowak, Schauspieler und Kabarettist
Heute, am 8. Februar, startet um 17 Uhr die Protest-Aktion „5 vor 12 – die Gastronomie muss öffnen“. Wie beim letzten Termin werden viele Betriebe wieder dabei sein, auch der Vienna City Beach Club nimmt diesmal teil! Infos findet ihr HIER.
Februar 2021, Vanessa Licht