Vanessa Licht

Rasende Reporterin

Jenny Rassi: „Ob ich Frau, Mann oder Divers bin, sollte keine Rolle spielen“

Jennifer Rassi ist 27 Jahre jung und ist in der Gaming-Szene ein bekannter Name. Sie spielt quasi seit klein auf, weil schon ihre Mutter ein großer Nintendo-Fan war und sie das den Kindern zeitig beigebracht hat. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Florian Schermann organisiert sie die VIECC und die VCA. Auch die Idee für das letzte Smash-Turnier kam von Jenny, die sich als Frau in einer von Männern dominierten Szene durchsetzt.

Am 20./21. November fand die VCA in der Messe Wien statt – diese wird „The Major“ genannt, was hat das zu bedeuten?

Jenny: Mitte November fand die VCA Vienna Challengers Arena teilweise offline in der Messe Wien und teilweise online statt. Da Super Smash Bros. Ultimate eher ein Offline-Game ist und wir schon eine Anzahl an Teilnehmer erreicht hatten, mit der wir uns in Europa als „Major“ bezeichnen können. Smash Bros. Spieler aus der ganzen Welt reisten nach Wien, insgesamt waren unter den rund 550 Teilnehmern 21 Nationen vertreten. Mit dabei auch die Top-Spieler Europas – dementsprechend ausgelassen war die Stimmung. Dazu kam auch noch, dass sich letztendlich im Preis-Pot sagenhafte 16.000 Euro befanden. Gewonnen hat der Engländer „Peli“ und der eigentliche Favorit „Glutonny“ aus Frankreich landete nur auf Platz Zwei, was natürlich auch dazu beitrug, dass die Emotionen in der Menge kochten.

Welche Rolle spielst du bei der VCA, warst du selbst mit dabei?

Jenny: Ich bin die Projektleiterin der VCA und habe sie damals vor fünf Jahren mit meinem Kollegen Florian Schermann als Schwester-Veranstaltung der VIECC ins Leben gerufen. Ich selbst bin schon viele Jahre in der Gaming-Szene unterwegs, weil ich auch aktiv spiele. Deswegen kam mir vor vier Jahren auch der Gedanke ein eigenes Smash-Major auf die Beine zu stellen. Nachdem wir 2019 Coca-Cola als Sponsor gewinnen konnten, wurde aus einem Plan Realität und nun stehen wir vor einem der größten Super Smash Bros. Turniere in ganz Europa. Ich bin wirklich dankbar, dass ich meinen Traum hier verwirklich darf und damit so viele Menschen mit dem gleichen Interesse zusammenbringen kann.

Wir haben von mehreren Finalen bei der VCA gesprochen. Welche Games waren noch am Start?

Jenny: Eines der wohl bekanntesten Konsolen-Games – Fifa – feierte online ebenfalls ein spannendes Finale. Beim CCeSC Coca-Cola eSoccer Cup spielten rund 560 Teilnehmer um ein Preisgeld von 4.000 Euro. Ajdin Riad holte den Sieg für Österreich, gefolgt Thomas Ostermaier aus Deutschland. Auch Minecraft ist sicher einigen ein Begriff. Bei unserer kompetitiven Minecraft Turnierserie, VOS VCA Obsidian Series, wurde um satte 12.200 Euro gespielt.

(c) David Bitzan

Es sind schwere Zeiten. Wie wurde das Turnier unter den aktuellen Umständen durchgeführt?

Jenny: Das stimmt leider, da unsere Schwester-Veranstaltung, die VIECC Vienna Comic Con, auf nächstes Jahr verschoben werden musste, waren wir dazu gezwungen uns für alle Games eine Alternative zu überlegen. Wie vorher schon erwähnt, war uns bei Minecraft und Fifa möglich das Final-Wochenende auch online auszutragen. Bei Super Smash Bros. Ultimate war die Entscheidung nicht so einfach, da das Spiel historisch eher ein Offline-Game ist, da der Netcode noch nicht dafür geeignet ist das Turnier online einwandfrei abhalten zu können. Außerdem waren wir davon überzeugt für die Anzahl an Menschen ein sicheres und gut organisiertes Event auf die Beine zu stellen, deshalb haben wir in nur wenigen Tagen ein umfassendes Konzept ausgearbeitet, inklusive mobiler PCR-Schnelltest Station, bei der sich alle Teilnehmer, die privat nicht die Möglichkeit dazu hatten, PCR testen lassen konnten.

Generell galt bei unserem offline Coca-Cola Breakpoint Ultimate die 2G+ Regelung, das heißt jeder Teilnehmer musste ausnahmslos genesen oder geimpft und dazu noch negativ PCR getestet sein, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Die Community zeigte sich vorbildlich und es kam zu keinerlei Problemen.

Bei der Veranstaltung gab es einen sehr hohen Männeranteil bei der Veranstaltung. Ist es generell eine Männerdomäne? Wie fühlt man sich da als eine der wenigen Frauen im E-Sports?

Jenny: Natürlich ist der Männeranteil noch sehr hoch bei einigen E-Sports und Gaming Veranstaltungen, da kulturell Gamen und kompetitive Videospiele eher bei Männern angesiedelt war. Ich bin aber der Meinung, dass wir uns immer stärker in der Zeit des Wandels und der Veränderungen befinden. Stereotype und konservative Sichtweisen werden aufgebrochen und Individuen beginnen, das zu tun, was sie selbst für interessant und richtig halten und das tut auch der Gaming-Szene sehr gut, da man hier mehr Diversität hineinbringt.
Gerade die Smash Community würde ich als sehr offen im Vergleich zu anderen Gaming Communities beschreiben. Es ist schön zu sehen, dass jeder hier angenommen wird, egal welches Gender, welcher Religion oder welcher Herkunft.
Einige große Fighting Game Turniere und auch wir bei der VCA, bieten NOCH unterrepräsentieren Gruppen, wie z.B. Frauen, non-binären und Intersex Personen, eigene Turniere an, um ihnen einen Safe Space zu liefern und um für sie kompetitives Gaming attraktiver zu gestalten.
Ich fühle mich keineswegs anders oder speziell in unterschiedlichen Gaming Communities oder Events, da ich auch nicht anders behandelt werde. Ich leiste meinen Teil, in dem ich großartige Turniere für großartige Menschen organisiere und darauf bin ich stolz und das motiviert mich.

Ob ich Frau, Mann oder Divers bin, sollte hier, aber auch in anderen Teilen der Gesellschaft keine Rolle spielen.

Wann dürfen wir auf das nächste Event gespannt sein?

Jenny: Wir starten prompt nach den Weihnachtsfeiertagen mit der Planung für die nächste Veranstaltung. Ich persönlich freu mich einfach die VCA wachsen zu sehen und freu mich mehreren Gaming Communities das zu geben was sie brauchen, aber auch Sponsoren eine neue Welt zeigen zu können, wo sie ihre Produkte und Dienstleistungen einer sehr engagierten, aber auch loyalen Zielgruppe präsentieren können. Gerade in Österreich geht dieser Umschwung zum digitalen Zeitalter ein bisschen schleppend dahin und daher bin ich froh in einer Firma tätig zu sein, die das motiviert selbst hin die Hand nimmt. Ich persönlich plane, bei meinem Smash Turnier nächstes Jahr die tausender Marke an Teilnehmer zu knacken und somit noch mehr kompetitiven Spirit und Emotionen in die Hallen der Messe Wien zu holen.

November 2021, Vanessa Licht

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