Gazmend Freitag: „Ein Künstlerleben ist immer von Schwierigkeiten geprägt“
Gazmend Freitag ist Künstler, dessen Kunst viele Schwerpunkte hat. Von Bleistiftzeichnungen über aufwendige Öl-Malereien sowie viele weitere Stile: Der in Pataçani geborene Gazmend lebt in Linz und begeistert mit verschiedensten Motiven vom Portrait bis hin zum Stillleben. Die rasende Reporterin bat ihn zum Interview.
Deine Kunst hat viele Schwerpunkte wie Landschaften deiner Heimat, Erinnerungen aus deiner Kindheit, Akte, Porträts, Stillleben und noch vieles mehr: Wie entscheidest du, welche Motive du auf die Leinwand bringst? Spontan oder überlegst du dir dies lange davor?
Einige Motive erscheinen plötzlich aus dem Unterbewusstsein. Das sind meistens tatsächliche Erinnerungen aus meiner Kindheit im Kosovo, wie zum Beispiel die Steinbrücke von Prizren, über die ich während meiner Zeit im Gymnasium zwei Mal täglich gelaufen bin, oder die Kühe aus meinem kleinen Dorf PataÇan i Poshtëm, in dem ich geboren wurde. Einen besonderen Platz in meiner Kunst haben auch die Porträts von bekannten albanischen Persönlichkeiten aus dem Bereich Kunst und Literatur, die mich geprägt haben.
Natürlich gibt es auch Themen aus der Gegenwart, die mich beschäftigen und die mir sehr wichtig sind. Ein gutes Beispiel ist das Projekt LEBENSLINIEN, für das ich im Seniorenheim Franz Hillinger 35 Bewohnerin über ein halbes Jahr lang live porträtiert und dann im Rahmen einer Ausstellung im Gemeinschaftsaal präsentiert habe. Oder das Projekt BÄUME, für das ich im vorherigen Jahr 15 großformatige Ölbilder gemalt habe, um die Bedeutung von Bäumen und Wäldern für das Überleben des Planeten bewusst zu machen. Aktuell arbeite ich an meinem neuen Projekt Blüten. Das alles inspiriert mich.
Baresha ist eines deiner bekanntesten Werke, welche Werke sind deine persönlichen Favoriten und wieso?
In der Tat ist Baresha einer meiner Favoriten, nicht nur wegen der kräftigen Farben und dem realistischen Malstil, sondern auch weil es eine Liebesgeschichte repräsentiert, die in Realität nur 4 Jahre gedauert hat, aber als Kunstwerk sozusagen für die Ewigkeit ist. Baresha wurde für die „1st Biennale of Creativity in Verona“ im Februar 2014 ausgewählt.
Was ist deiner Meinung nach das besondere an deiner Kunst und wo kann diese bestaunt werden?
Ich male das, was mir Freude macht und mich mit seiner individuellen Schönheit und Ehrlichkeit begeistert. Diese Freude zeigt sich einerseits in einem dynamischen und farbenfrohen Malstil und anderseits in Zeichnungen, die von Natürlichkeit und Spontanität geprägt sind. Als Malstil bevorzuge einen impressionistischen Realismus. Mich interessiert der Mensch, aber auch die Natur als Lebensraum für unsere Existenz. Meine Malerei kann nach einer telefonischen Vereinbarung in meinem Atelier in die Kaarstrasse 3 in 4040 Linz besichtigt werden, aber auch auf meiner Homepage: www.gazmendfreitag.com
Ist es in Zeiten wie diesen für Künstler schwierig, zu überleben?
Ich kann natürlich nur über mich sprechen. Ein Künstlerleben ist immer von Schwierigkeiten geprägt, manchmal mehr, manchmal weniger. Für mich persönlich ist es sinnvoll, einen Job zu haben, der meine Existenz absichert und mir den Freiraum gibt, meine Kunst in Ruhe und ohne Druck auszuüben. Ich entscheide mich immer bewusst für Tätigkeiten, die mich geistig nicht herausfordern, damit diese Energie für meine Kunst zu Verfügung steht.
Welches ist dein Kunstwerke ist oder war das Teuerste, welches war das Aufwendigste?
Der Auftrag, auf den alles zutrifft, war der einer schönen Frau, die sich als Akt, auf einem roten Sofa liegend, porträtieren ließ. Ich arbeitete an diesem Bild mit Öl auf Leinwand über 6 Monate. Das war im Jahr 2012 und wurde mir 12.000 Euro bezahlt.
Februar 2022, Vanessa Licht