Vanessa Licht

Rasende Reporterin

Kipferl, Wurst & Co.: Erwin Wurms „ICONS“ im Wiener KHK

Die KÖNIG GALERIE präsentiert die erste Einzelausstellung von Erwin Wurm in der Wiener Galerie. Im Fokus steht seine Werkserie „ICONS“. Die rasende Reporterin war bei der Vernissage im Kleinen Haus der Kunst.

Donnerstagabend eröffnete die zweite Ausstellung der KÖNIG GALERIE IM KHK. „SUBJECT“ wird bis 14. April 2022 im Kleinen Haus der Kunst zu sehen sein und rückt die Werkserie „ICONS“ in den Vordergrund.

Die Marmorskulpturen in Form von Würsten, Semmeln und Salzstangerln, die überproportional groß den Raum dominieren, sind eine Weiterführung von Erwin Wurms „Signature Works“. Auch im Material Stein bleibt sich Wurm seiner Formensprache und Sujets treu. Die Steine sind poliert und der Künstler spielt eindrucksvoll mit dem Material. Er verwendet verschiedenfarbige Steine wie weißen Carrara und Paonazzo Marmor, grauen Marquina Marmor und rosa Breccia. Steine, die zum Teil vielfältige Aderungen zeigen und die „schöne“ Ästhetik der Oberfläche brechen, so Wurm. 

Die Ironie mittels polierten Marmors die triviale Speisekarte eines Würstelstandes darzustellen, wird zum lukullischen Sinnbild, das gekonnt den Betrachter animiert, hinter die Kulissen unserer Gesellschaft zu blicken.

„Die Wurst und die Semmel ist das einfachste Menü und war auch für mich als Kind und später als Student ein alltägliches Nahrungsmittel. Es ist für mich ein Sinnbild für ein soziales Umfeld und für gesellschaftliche Haltungen“, sagt Erwin Wurm. „Es steht auch für eine bestimmte Kategorie an weißen Männern, die sich am Würstelstand über ihr Weltbild unterhalten – ein Weltbild, das von Enge, Vorurteilen und Intoleranz geprägt ist, von antifeministischer Haltung gar nicht zu sprechen.“ 

Die Skulpturen evozieren eine Vielzahl von Assoziationen – von starrem Festhalten an traditionellen Werten bis hin zur Umweltkritik – von Billigfleisch bis Massentierhaltung.

Das Kleine Haus der Kunst (KHK) ist im Art-Déco-Bau beheimatet, der zwischen 1922 und 1923 nach Plänen der Otto Wagner-Schüler Hermann Aichinger und Heinrich Schmid vis-à-vis der Secession errichtet wurde und über viele Jahre als Zentrale des österreichischen Verkehrsbüros diente. Seit 2021 steht die Immobilie im Besitz von LNR Development, die ihre Firmenzentrale im Gebäude angesiedelt hat und Teile der Liegenschaft an die DOTS Group verpachtet, die dort das Restaurant „404 – Don’t Ask Why“ betreibt. Im ehemaligen Festsaal präsentiert die aus Berlin stammende und global agierende KÖNIG GALERIE Ausstellungen zeitgenössischer Kunst mit nationalen sowie internationalen Positionen unterschiedlicher Genres. Durch die Wiener Dependance KÖNIG GALERIE IM KHK ist das Kleine Haus der Kunst bei freiem Eintritt für die Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Informationen auf kleineshausderkunst.at und koeniggalerie.com

Februar 2022, Vanessa Licht

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